Studien enthüllen Homeoffice als Kriterium für die Jobwahl
Veröffentlicht: 23.05.2024, Zuletzt aktualisiert: 29.05.2024

Mehr als nur ein Trend: Studien enthüllen Homeoffice als Kriterium für die Jobwahl

Homeoffice-Arbeitsplatz mit Ausblick als Zeichen für die Relevanz von Homeoffice bei der Jobwahl

Inhaltsverzeichnis

  1. Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
  2. Kriterium der Arbeitgeberattraktivität: Homeoffice als entscheidender Faktor
  3. Homeoffice als Kriterium für die Jobwahl – Das können Unternehmen nun tun
  4. Fazit
  5. Medien zum Download

Nach dem Abklingen der Coronapandemie setzen viele Unternehmen auf sogenannte „Return-to-Office”-Regeln, die Arbeitnehmende zurück in das Büro holen sollen. Teilweise planen Unternehmen sogar das Einführen von Büropflichten, die sicherstellen sollen, dass Arbeitnehmende zumindest teilweise wieder vor Ort anwesend sind. Einige Studien zeigen nun, dass diese Entscheidungen bei Angestellten auf wenig Gegenliebe stoßen und verheerende Auswirkungen auf die Attraktivität von Arbeitgebenden haben können.

1. Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

  • Homeoffice ist unter Arbeitnehmenden beliebt und nicht mehr wegzudenken. Die Studie „Das neue Normal? Homeoffice im Check” der IU hat gezeigt, dass ganze 90% der befragten Arbeitnehmenden, die zur Zeit der Corona-Pandemie im Homeoffice gearbeitet haben, weiterhin teilweise oder sogar ganz im Homeoffice arbeiten möchten.
  • Die Möglichkeit zum Homeoffice stellt inzwischen ein ausschlaggebendes Kriterium für die Jobwahl dar. Mehr als ein Drittel der im Rahmen der Studie „Home sweet Homeoffice“ befragten Arbeitnehmenden geben an, die Möglichkeit zur Nutzung des Homeoffice sei entscheidend bei der Wahl ihres Arbeitgebenden. Sie würden sich folglich gegen Arbeitgebende entscheiden, die keine Möglichkeit zum Homeoffice anbieten.
  • Tendenziell nimmt die Bedeutung der Möglichkeit des Homeoffice bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen bei der Jobsuche zu.
  • Das Homeoffice ist vor allem für die Generation Z unabdingbar. Die Studie „Generation Z – die Arbeitnehmer von morgen“ hat ergeben, dass fast die Hälfte der befragten Kandidaten der Generation Z ein Jobangebot ablehnen würde, das keine Möglichkeit zum Homeoffice bietet.
  • Trotz der hohen Nachfrage des Homeoffice unter den Arbeitnehmenden werden die Möglichkeiten der Telearbeit nicht genügend ausgeschöpft, wie eine Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung bereits im Jahr 2021, also inmitten der Corona-Pandemie, belegt. Auf die postpandemische Lage im Jahr 2024 bezogen bedeutet das, dass unzeitgemäße Return-to-Office-Regeln diese Ausprägungen noch fördern.
  • Das Arbeitsmodell des Homeoffice bietet den Arbeitgebenden Vorteile, die diese in Zukunft nutzen sollten. So zeigen Studien, dass sich Arbeitnehmende im Homeoffice überwiegend als gleich produktiv oder sogar produktiver als bei der Arbeit vor Ort einschätzen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine positive Einstellung des Arbeitgebenden gegenüber Homeoffice zu einer verstärkten Identifikation der Arbeitnehmenden mit dem Unternehmen beitragen kann. Auch können Kosten eingespart werden, indem die durch das Homeoffice bedingt ungenutzten Büroflächen reduziert werden.
  • Arbeitgebende sollten die Chancen, die die Möglichkeiten des Homeoffice ihnen bieten, wahrnehmen. Um sich auf dem Arbeitsmarkt gut zu positionieren, müssen sie mehr auf die Forderungen der Arbeitnehmenden eingehen. So gelingt es den Unternehmen, auch in Zeiten des Fachkräftemangels qualifizierte Talente zu akquirieren.

2. Kriterium der Arbeitgeberattraktivität: Homeoffice als entscheidender Faktor

Ganze 90% der im Rahmen der Studie „Das neue Normal? Homeoffice im Check” befragten Arbeitnehmenden gaben im Januar 2022 an, dass sie nach der Corona-Pandemie weiterhin teilweise oder sogar ganz im Homeoffice arbeiten möchten. Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden ermögliche mehr Selbstbestimmung und erfreue sich unter anderem deshalb großer Beliebtheit bei Arbeitnehmenden, fand die Studie heraus. Die Befragung wurde mit 1030 Teilnehmenden, die während der Corona-Pandemie im Homeoffice gearbeitet haben, durchgeführt. Sie zeigt deutlich die Beliebtheit des Homeoffice auf und stellt heraus, dass Arbeitnehmende im Jahr 2022 mit Blick auf das Ende der Pandemie die Vorteile des Homeoffice nicht aufgeben möchten.

Gegensätzlich zu den Hoffnungen der Arbeitnehmenden steht die aktuelle postpandemische Diskussion über die Einführung von Return-to-Office-Regeln. Dabei wurde unter anderem durch die Ergebnisse der Studie „Home sweet Homeoffice” ersichtlich, wie gravierend die Folgen bei einer Verweigerung der Möglichkeit zur Telearbeit auf die Attraktivität eines Arbeitgebenden sind. Im Rahmen der dritten Auflage der PwC-Studie zum ortsunabhängigen Arbeiten wurden 125 Arbeitgebende und 600 Arbeitnehmende zu ihren Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice befragt. Laut den Ergebnissen stellt die Möglichkeit auf Homeoffice für Arbeitnehmende inzwischen ein ausschlaggebendes Kriterium bei der Jobwahl dar: „39 Prozent der Befragten geben an, die Möglichkeit zur Nutzung des Homeoffice sei entscheidend” bei der Wahl ihres Arbeitgebenden. 

Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden würde sich also gegen ein Unternehmen entscheiden, das keine Möglichkeit zum Homeoffice anbietet. Das bedeutet im Vergleich zu den Ergebnissen derselben Umfrage im Oktober 2021 einen Anstieg um 19%. 

Die Möglichkeit des Homeoffice wird folglich für Arbeitnehmende bei der Entscheidung für einen Arbeitgebenden tendenziell immer bedeutsamer und hat immense Auswirkungen auf die Attraktivität von Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt. Bieten Unternehmen keine Möglichkeiten zum Homeoffice an, müssen sie mit Schwierigkeiten in der Personalbeschaffung rechnen, da Homeoffice für einige Arbeitnehmende bereits jetzt ein entscheidendes Kriterium bei der Jobwahl ist.

Homeoffice vor allem für Generation Z unabdingbar

Besonders ausgeprägt ist diese Einstellung bei der Generation Z. So wurde im Zuge der im Jahr 2020 durchgeführten Studie „Generation Z – die Arbeitnehmer von morgen” an der Universität Bamberg herausgefunden, dass 40 Prozent der befragten Kandidaten der Generation Z ein Arbeitsangebot ablehnen würden, das keine Möglichkeit zum Homeoffice anbietet. Das bedeutet, dass fast die Hälfte der jungen Menschen Arbeitgebende, die auf das Arbeiten im Büro bestehen, strikt ablehnt. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden aus Befragungen von Personalverantwortlichen von 1.300 Top-Unternehmen und über 3.500 weiteren Kandidaten gezogen. 

Die Generation Z macht unmissverständlich klar: Das Homeoffice ist ein Arbeitsmodell, das in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken ist. Um junge Talente zu akquirieren, sollten Unternehmen ihre Forderungen ernstnehmen.

Grafik: Homeoffice für Generation Z unabdingbar



Trotz hoher Relevanz für Arbeitgeberattraktivität: Homeoffice-Möglichkeiten in Deutschland nicht genug genutzt

Konträr zu der von vielen Studien untermauerten enormen Bedeutung der Telearbeit für Arbeitnehmende werden die Möglichkeiten zum Homeoffice in Deutschland bisher nur begrenzt wahrgenommen. So fällt im Rahmen einer Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung im Jahr 2021 auf, dass viele Arbeitnehmende mit Homeoffice-geeigneter Arbeit von ihren Arbeitgebenden dazu angehalten werden, vor Ort zu arbeiten. Ziel der Befragung der 7.677 Teilnehmenden war die Erfassung von Arbeits- und Lebensbedingungen von Erwerbspersonen in Deutschland. Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, Direktorin des WSI der Hans-Böckler-Stiftung, führt aus: Es „scheint <…> in manchen Betrieben immer noch Druck auf die Beschäftigten zu geben, im Betrieb zu arbeiten, auch wenn dies zumindest nach Einschätzung der Beschäftigten nicht nötig wäre“.

Erstmalig im Jahr 2021 erkannt, hat sich die Situation über die letzten Jahre nicht gebessert. Heute ist die Problematik, Arbeitnehmende trotz Eignung zum Homeoffice mit Return-to-Office-Regeln in das Büro zu drängen, aktueller denn je – ein eigentlich unzeitgemäßes Problem, das zu Lasten der Zufriedenheit von Arbeitnehmenden geht.

Vorteile des Homeoffice für Arbeitgebende

Arbeitnehmende fordern also zunehmend die Möglichkeit der Arbeit von Zuhause, da diese ihnen attraktive Vorteile bietet. Dennoch werden die Vorteile des Homeoffice von Arbeitgebenden nicht erkannt oder ausreichend genutzt. Dabei zeigt sich, dass nicht nur Arbeitnehmende von dem zukunftsorientierten Arbeitsmodell des Homeoffice profitieren. Einigen Studien zufolge bringt die Telearbeit auch Arbeitgebenden enorme Vorteile, die Unternehmen vor der Entscheidung über den zukünftigen Umgang mit Homeoffice berücksichtigen sollten.

Erhöhte Produktivität im Homeoffice

Während einige Arbeitgebende befürchten, die Produktivität der Arbeitnehmenden würde im Homeoffice abnehmen, beweisen viele Studien das Gegenteil. Ein Beispiel hierfür ist die „Home sweet Homeoffice“-Studie der PwC Deutschland, in der 600 Arbeitnehmende nach einer Selbsteinschätzung ihrer Produktivität im Homeoffice und im Büro gefragt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass der größte Teil der befragten Arbeitnehmenden im Jahr 2023 seine Leistung im Homeoffice als gleich hoch (32%) oder sogar höher (41%) als im Büro beurteilt. Auch wurde herausgefunden, dass für die negativen Antworten bei der Befragung vor allem Ablenkungen in der häuslichen Umgebung entscheidend waren. Um einen produktiven Arbeitsort in den eigenen vier Wänden zu schaffen, sollten Unternehmen daher mit den betroffenen Arbeitnehmenden kommunizieren und gemeinsame Lösungen finden, damit auch sie produktiver arbeiten können.

Homeoffice führt demnach in den meisten Fällen zu von den Arbeitnehmenden wahrgenommener gleicher oder sogar erhöhter Produktivität gegenüber der Arbeit im Büro. Arbeitgebende müssen nicht fürchten, dass Arbeitnehmende im Homeoffice ihrer Arbeit nicht gewissenhaft nachgehen. Stattdessen können sie das Homeoffice als Chance begreifen, die Produktivität der Arbeitnehmenden zu steigern.

Grafik: Erhöhte Produktivität im Homeoffice



Stärkere Identifikation mit dem Unternehmen

Auch die Erwartungshaltung der Arbeitsgebenden im Bezug auf die Unternehmensidentifikation deckt sich nicht mit den Ergebnissen zahlreicher Studien: Viele Arbeitgebende glauben nämlich, dass Homeoffice die Identifikation der Arbeitnehmenden mit dem Unternehmen negativ beeinflusse. Doch diese Angst gilt als unbegründet: Die Ergebnisse der Studie „Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice Ende 2023“ geben Hinweise darauf, dass eine positive Einstellung des Arbeitgebenden zum Homeoffice möglicherweise die Unternehmensidentifikation erhöhen kann. So „weisen befragte Homeoffice-Nutzende eine höhere Unternehmensidentifikation auf als befragte Arbeitnehmende, die kein Homeoffice nutzen“. Die Studie wurde vom Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation durchgeführt. Insgesamt 994 erwerbstätige Internetnutzende wurden im September 2023 befragt. 

Eine hohe Unternehmensidentifikation ist besonders in Zeiten des vermehrten Fachkräftemangels enorm wichtig. Die Ergebnisse zeigen, dass es entscheidend ist, als Arbeitgebende eine „Vertrauenskultur“ (ebd.) gegenüber den Arbeitnehmenden zu etablieren. Diese könne eine verstärkte Identifikation der Arbeitnehmenden mit dem Unternehmen gewährleisten und gehe oft auch mit einer häufigeren Nutzung von Homeoffice einher.

Einsparen von Kosten durch Reduzierung der Bürofläche

Wenn mehr Arbeitnehmende von zu Hause arbeiten, wird weniger Bürofläche benötigt. Ein weiterer Vorteil des Homeoffice für Arbeitgebende ergibt sich also durch die Möglichkeit, die Bürofläche zu reduzieren und hierdurch Kosten einzusparen. Im Zuge der Studie „Mehr Home, weniger Office“ wurde berechnet, dass Unternehmen bereits von einem Flächenabbau ab ca. 8% profitieren können. Zudem sei „bei einem Flächenabbau von 20% <…> eine Kostenersparnis von bis zu 12% über einen Zeitraum von zehn Jahren möglich“ – eine beträchtliche Menge. 

Unternehmen können aus dem Homeoffice demnach auch finanzielle Vorteile ziehen, wenn sie die Chancen der Telearbeit erkennen und nutzen.

3. Homeoffice als Kriterium für die Jobwahl – Das können Unternehmen nun tun

Die lauten Forderungen nach Homeoffice seitens der Arbeitnehmenden können Unternehmen zu ihrem Vorteil nutzen. So belegt die „Flexible Working Studie 2022“, dass das Anbieten der Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, zu mehr Bewerbungen und einer effizienteren Personalgewinnung führt:

„79% der befragten Unternehmen geben an, dass sich seit Beginn der Pandemie die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten positiv auf ihre Arbeitgeberattraktivität auswirkt. Man kann sogar noch weiter gehen und sagen: Die Möglichkeit remote zu arbeiten ist für die meisten Büroangestellten mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Ist sie nicht gegeben oder schlimmer, wird sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun wieder entzogen, führt dies zu Unzufriedenheit und einer geringeren Arbeitgeberattraktivität.“

Die Studie hatte den Status der flexiblen Arbeit in Österreich im Jahr 2022 untersucht, indem knapp 600 Unternehmensvertretende zu verschiedenen Themen rund um das Homeoffice befragt wurden. Sie beschreibt das Homeoffice weiter sogar als „Hygienefaktor, der unbedingt erfüllt sein sollte“, denn: „Abheben kann man sich damit als Unternehmen nicht mehr“.

Grafik: Homeoffice als wichtige Rolle bei der Wahl des Arbeitgebenden



4. Fazit

Das Homeoffice hat sich auf dem Arbeitsmarkt als Arbeitsmodell bereits während der Pandemie fest etabliert. Arbeitnehmende empfinden das Homeoffice als mehr als nur einen Vorteil, vielmehr stellt es für sie inzwischen ein festes Kriterium bei der Jobwahl dar. Besonders an der Einstellung der Generation Z lässt sich erkennen, dass das Homeoffice auch in Zukunft bei der Jobwahl immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Dazu kommen die vielen Vorteile, die die Arbeit in den eigenen vier Räumen nicht nur für Arbeitnehmende, sondern auch Arbeitgebende bietet. Das Homeoffice ist mehr als nur ein Trend – es ist ein wichtiges Arbeitsmodell der Zukunft. 

Für Unternehmen ist es daher unvermeidlich, sich mit den Forderungen der Arbeitnehmenden ernsthaft auseinanderzusetzen und sich nach ihnen zu richten, anstatt auf unzeitgemäße Return-to-Office-Regeln zu setzen. Sonst leidet ihre Attraktivität als Arbeitgebende, was besonders in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels verheerende Folgen haben kann.

5. Medien zum Download

Gerne können Sie Daten der Studien und die Medien für Ihre Redaktion nutzen.





Quellen

  • Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation. „Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice Ende 2023“ (2023).
  • Hans-Böckler-Stiftung. „Deutlicher Anstieg: 24 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten aktuell vorwiegend oder ausschließlich im Homeoffice“. https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-deutlicher-anstieg-30681.htm (Datum des Zugriffs: 10.04.2024), (2021).
  • Internationale Hochschule. „Das neue Normal? Homeoffice im Check” (2022).
  • PwC. „Home sweet Homeoffice. Dritte Auflage der PwC-Studie zum ortsunabhängigen Arbeiten“ (2023).
  • Rauch, Robert, et al. "Mehr Home, weniger Office." PwC Studie zu Corporate Real Estate Management–Wann sich eine Flächenoptimierung für Nutzer rechnet, Frankfurt am Main (2020).
  • Weitzel, Tim, et al. "Generation Z - die Arbeitnehmer von morgen." Bamberg: Otto-Friedrich-Universität Bamberg (2020).
  • Wolfsberger, J., et al. "Arbeit im Wandel: Hybrid Work, Workation und das Büro der Zukunft." Flexible Working Studie (2022).