Weihnachtsgeld: Anspruch, Regelungen und Berechnung
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Weihnachtsgeld

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Weihnachtsgeld?
  2. Wann hat man Anspruch auf Weihnachtsgeld?
  3. Wie viel Weihnachtsgeld ist üblich?
  4. Wann wird Weihnachtsgeld gezahlt?
  5. Wie berechnet man das Weihnachtsgeld?
  6. Vorbehalte und Sonderregelungen
  7. Sonderfälle und Kürzungen
  8. Was gilt bei Ausscheiden aus dem Unternehmen?
  9. Steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Behandlung des Weihnachtsgeldes

1.Was ist Weihnachtsgeld?

Weihnachtsgeld ist eine beliebte Sonderzahlung, die Arbeitgeber freiwillig an ihre Beschäftigten auszahlen. Traditionell erfolgt diese Zahlung zum Jahresende, um Arbeitnehmer finanziell zu unterstützen und als Anerkennung ihrer Leistungen im ablaufenden Jahr. Trotz der verbreiteten Praxis haben jedoch nicht alle Arbeitnehmer automatisch einen Anspruch auf Weihnachtsgeld – dieser hängt von speziellen vertraglichen Vereinbarungen, tariflichen Regelungen oder der sogenannten „betrieblichen Übung“ ab. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie sich ein Anspruch auf Weihnachtsgeld ergibt, wie hoch diese Sonderzahlung üblicherweise ausfällt, wann sie gezahlt wird und welche steuerlichen Besonderheiten gelten.

2. Wann hat man Anspruch auf Weihnachtsgeld?

In Deutschland gibt es keinen gesetzlichen Anspruch auf Weihnachtsgeld. Arbeitgeber sind also grundsätzlich nicht verpflichtet, diese Zahlung zu leisten, es sei denn, sie haben dies ausdrücklich vertraglich oder tariflich zugesagt. Verschiedene Rechtsgrundlagen können jedoch einen Anspruch auf Weihnachtsgeld begründen:

Gesetzliche Grundlage: Ein eigenständiges Gesetz, das eine Zahlung von Weihnachtsgeld regelt, existiert in Deutschland nicht. Anspruch auf diese Sondervergütung kann sich jedoch aus einer Reihe anderer rechtlicher Vereinbarungen und Gegebenheiten ergeben:

Tarifvertrag: In vielen Tarifverträgen ist das Weihnachtsgeld als Bestandteil einer sogenannten Jahressonderzahlung verankert. Solche Tarifverträge werden zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden geschlossen und legen verbindlich fest, welche Vergütungen – einschließlich Weihnachtsgeld – für Arbeitnehmer in bestimmten Branchen oder Unternehmen gelten. So erhalten in tarifgebundenen Betrieben laut Statistik rund 86 % der Beschäftigten Weihnachtsgeld, während es in nicht tarifgebundenen Betrieben mit 42 % deutlich seltener gezahlt wird.

Arbeitsvertrag: Auch im Arbeitsvertrag können individuelle Vereinbarungen getroffen werden, die den Anspruch auf Weihnachtsgeld regeln. Diese Vereinbarungen können entweder eine feste Höhe (z. B. „50 % des monatlichen Bruttogehalts“) oder eine allgemeine Zusicherung für eine jährliche Sonderzahlung beinhalten. Fehlt eine konkrete Höhe im Arbeitsvertrag, kann der Arbeitgeber die Höhe jährlich neu bestimmen.

Betriebsvereinbarung: In einigen Unternehmen, die keiner Tarifbindung unterliegen, kann eine Betriebsvereinbarung den Anspruch auf Weihnachtsgeld regeln. Betriebsvereinbarungen werden zwischen dem Betriebsrat und dem Arbeitgeber geschlossen und beinhalten häufig detaillierte Regelungen zu Zweck, Voraussetzungen, Höhe, Kürzungs- und Rückforderungsmöglichkeiten des Weihnachtsgeldes.

Betriebliche Übung und Gleichbehandlungsgrundsatz: Auch wenn Weihnachtsgeld nicht vertraglich zugesagt wurde, kann ein Anspruch durch „betriebliche Übung“ entstehen. Das ist der Fall, wenn ein Arbeitgeber mindestens drei Jahre lang Weihnachtsgeld ohne Vorbehalt an seine Mitarbeiter zahlt. In diesem Fall ist der Arbeitgeber verpflichtet, die Zahlung auch in den folgenden Jahren fortzusetzen, da die Mitarbeiter davon ausgehen dürfen, dass sie weiterhin eine Sonderzahlung erhalten. Der Arbeitgeber kann das nur verhindern, wenn er schriftlich festlegt, dass es sich um eine einmalige und freiwillige Leistung handelt. Weiterhin gilt der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz: Einzelne Arbeitnehmer dürfen nicht ohne sachlichen Grund von der Zahlung ausgeschlossen werden.

3. Wie viel Weihnachtsgeld ist üblich?

Die Höhe des Weihnachtsgeldes hängt stark von der Branche, den geltenden Tarifverträgen und den betrieblichen Vereinbarungen ab. In Deutschland wird das Weihnachtsgeld typischerweise als Prozentsatz des Monatsgehalts berechnet, wobei die Bandbreite je nach Unternehmen und Vertrag groß sein kann.

Übliche Höhe: In vielen Branchen erhalten Arbeitnehmer ein halbes Monatsgehalt als Weihnachtsgeld, während in tariflich geregelten Industrien – wie der Eisen- und Stahlindustrie – häufig 100 % oder sogar mehr des Monatsgehalts ausgezahlt werden. Ein zusätzliches Monatsgehalt wird in diesem Zusammenhang auch als „13. Monatsgehalt“ bezeichnet, obwohl es formal keine eigenständige Vergütung, sondern eine Gratifikation darstellt.

Branchenbeispiele und Staffelungen: Viele Tarifverträge koppeln die Höhe des Weihnachtsgeldes an die Betriebszugehörigkeit. Beispielhaft könnten die Zahlungen wie folgt gestaffelt sein: 25 % des Monatsgehalts nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit, 35 % nach einem Jahr und bis zu 55 % nach drei Jahren. Solche Staffelungen sind in Branchen wie dem Einzelhandel oder der Metallindustrie verbreitet und sollen vor allem langjährige Mitarbeiter belohnen. Auch Banken und Versicherungen zahlen traditionell ein höheres Weihnachtsgeld, das als wichtiger Bestandteil des jährlichen Einkommens gesehen wird.

4. Wann wird Weihnachtsgeld gezahlt?

In der Regel erhalten Arbeitnehmer ihr Weihnachtsgeld gemeinsam mit dem Novembergehalt, damit sie zum Jahresende finanziell entlastet sind. In einigen Unternehmen kann die Auszahlung des Weihnachtsgeldes jedoch auch im Dezember erfolgen oder in zwei Tranchen, zum Beispiel jeweils eine Hälfte im November und im Dezember.

Abweichende Regelungen: In manchen Betrieben gibt es besondere Vereinbarungen, die einen späteren Auszahlungstermin festlegen oder das Weihnachtsgeld an bestimmte Bedingungen koppeln. So kann beispielsweise eine Bindung an ein ungekündigtes Arbeitsverhältnis zum Stichtag bestehen, etwa wenn das Weihnachtsgeld hauptsächlich zur Belohnung der Betriebszugehörigkeit gezahlt wird.

5. Wie berechnet man das Weihnachtsgeld?

Die Berechnung des Weihnachtsgeldes erfolgt in den meisten Fällen als prozentualer Anteil am Monatsgehalt. Die genaue Höhe wird durch Faktoren wie die Arbeitszeit, die Dauer der Betriebszugehörigkeit und die Position des Mitarbeiters beeinflusst.

Rechenbeispiel und Faktoren: Ein Vollzeitbeschäftigter, der 50 % des Monatsgehalts als Weihnachtsgeld erhält und 3.000 Euro brutto verdient, würde eine Sonderzahlung von 1.500 Euro erwarten. In Teilzeit wird das Weihnachtsgeld anteilig berechnet: Verdient ein Teilzeitmitarbeiter mit einer 50 %-Stelle 1.500 Euro brutto, beträgt sein Weihnachtsgeld bei gleichen Konditionen 750 Euro.

Sonderregelungen für Teilzeit und Minijobs: Teilzeitbeschäftigte haben Anspruch auf ein anteiliges Weihnachtsgeld entsprechend ihrer Arbeitszeit. Für Minijobber gilt die Geringfügigkeitsgrenze: Weihnachtsgeld darf die monatliche Grenze von 520 Euro im Durchschnitt nicht überschreiten, da es sonst zur Vollsozialversicherungspflicht führt.

6. Vorbehalte und Sonderregelungen

Arbeitgeber können sich das Recht vorbehalten, die Zahlung von Weihnachtsgeld in der Zukunft einzustellen oder flexibel zu gestalten. Hierfür gibt es spezielle Klauseln:

Freiwilligkeitsvorbehalt: Ein Freiwilligkeitsvorbehalt im Arbeitsvertrag besagt, dass die Zahlung des Weihnachtsgeldes freiwillig erfolgt und kein Anspruch für die Zukunft entsteht. Dies muss jedoch klar formuliert und spezifisch auf das Weihnachtsgeld bezogen sein, um Missverständnisse zu vermeiden.

Widerrufsvorbehalt: Mit einem Widerrufsvorbehalt kann der Arbeitgeber die Zahlung des Weihnachtsgeldes einseitig aufheben, etwa bei schlechter wirtschaftlicher Lage. Diese Klausel muss ebenfalls detailliert und eindeutig formuliert sein und sollte die genauen Gründe für den Widerruf beinhalten.

7. Sonderfälle und Kürzungen

Je nach Art und Zweck des Weihnachtsgeldes kann es bei Krankheit, Elternzeit oder anderen Abwesenheiten gekürzt werden.

Krankheit und Elternzeit: Weihnachtsgeld kann gekürzt werden, wenn es als Entgelt für geleistete Arbeit dient. In diesem Fall darf das Weihnachtsgeld für jeden Krankheitstag um einen festgelegten Anteil reduziert werden, sofern dies vertraglich oder tariflich festgelegt ist. Auch während der Elternzeit, in der das Arbeitsverhältnis ruht, ist eine Kürzung möglich.

Treueprämien und ungekürzte Zahlung: Weihnachtsgeld, das zur Förderung der Betriebstreue gezahlt wird, muss in der Regel ungekürzt ausgezahlt werden, selbst bei längerer Krankheit oder Elternzeit. Diese Form der Zahlung wird häufig als Sondervergütung betrachtet und darf daher nicht einfach gekürzt werden, solange die Vertragsbedingungen dies nicht ausdrücklich vorsehen.

8. Was gilt bei Ausscheiden aus dem Unternehmen?

Wenn Arbeitnehmer während des Jahres kündigen oder gekündigt werden, hängt der Anspruch auf Weihnachtsgeld von der Art der Zahlung ab.

Entgeltcharakter und anteilige Zahlung: Wenn das Weihnachtsgeld als zusätzliche Vergütung für die Arbeitsleistung ausgezahlt wird, besteht bei Kündigung ein Anspruch auf eine anteilige Zahlung, z. B. ein Zwölftel des Weihnachtsgeldes pro Monat.

Stichtagsregelungen und Treueprämien: Oft ist das Weihnachtsgeld an einen Stichtag gebunden, der ein ungekündigtes Arbeitsverhältnis voraussetzt, um die Zahlung als Treueprämie zu erhalten. Solche Regelungen gelten vor allem für Sonderzahlungen mit Gratifikationscharakter, wobei der Stichtag meist auf Ende Dezember fällt.

Rückforderungsklauseln: Bei einem festgelegten Stichtag kann das Weihnachtsgeld unter bestimmten Umständen zurückgefordert werden. Rückforderungen sind nur bis zu einem gewissen Betrag und Zeitraum erlaubt und müssen ausdrücklich im Arbeitsvertrag geregelt sein.

9. Steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Behandlung des Weihnachtsgeldes

Weihnachtsgeld zählt als „sonstiger Bezug“ und ist daher steuer- und sozialversicherungspflichtig.

Steuerliche Behandlung: Da Weihnachtsgeld als Einmalzahlung gilt, wird es nach der Jahreslohnsteuertabelle versteuert, was die Progression leicht abschwächt. Dennoch bleibt vom Weihnachtsgeld häufig weniger übrig, als Arbeitnehmer erwarten, da es in der Regel die Beitragsbemessungsgrenze für Sozialabgaben überschreitet.

Pfändbarkeit: Weihnachtsgeld ist bis zu einem Betrag von 750 Euro unpfändbar (§ 850a Nr. 4 ZPO). Dies bedeutet, dass diese Summe bei Pfändungen des Arbeitseinkommens unantastbar bleibt.

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