Leiharbeit: Definition, Regelungen und Rechte
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Leiharbeit

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Leiharbeit?
  2. Wie funktioniert Leiharbeit?
  3. Welche Rechte haben Leiharbeiter?
  4. Leiharbeit und ihre Vorteile für Unternehmen
  5. Vor- und Nachteile der Leiharbeit für Arbeitnehmer
  6. Leiharbeit in verschiedenen Branchen

1. Was ist Leiharbeit?

Leiharbeit, auch als Zeitarbeit oder Arbeitnehmerüberlassung bezeichnet, beschreibt ein Arbeitsmodell, bei dem Arbeitnehmer von einer Leiharbeitsfirma (Verleiher) einem anderen Unternehmen (Entleiher) für eine begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt werden. Die rechtliche Grundlage dafür bildet das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).

Im Gegensatz zu fest angestellten Arbeitnehmern arbeiten Leiharbeiter direkt im Entleihbetrieb, sind jedoch bei der Leiharbeitsfirma angestellt. Diese übernimmt die Zahlung des Gehalts, Sozialversicherungsbeiträge sowie den Urlaubsanspruch. Der Entleiher zahlt der Leiharbeitsfirma eine Gebühr für die Bereitstellung der Arbeitskraft.

2. Wie funktioniert Leiharbeit?

Das Prinzip der Leiharbeit basiert auf einem Dreiecksverhältnis zwischen dem Arbeitnehmer, der Leiharbeitsfirma (Verleiher) und dem Unternehmen (Entleiher):

  • 1. Der Arbeitnehmer schließt einen Arbeitsvertrag mit der Leiharbeitsfirma ab, die ihn an Unternehmen verleiht.
  • 2. Die Leiharbeitsfirma und das Entleihunternehmen schließen einen Überlassungsvertrag ab, der den Einsatz des Arbeitnehmers regelt.
  • 3. Der Arbeitnehmer arbeitet direkt im Betrieb des Entleihers, unterliegt dort dessen Anweisungen und integriert sich in die Arbeitsabläufe.

Beispiel: Ein Logistikunternehmen benötigt kurzfristig zusätzliche Lagerarbeiter für die Weihnachtssaison. Es beauftragt eine Leiharbeitsfirma, um den Bedarf zu decken. Der Leiharbeiter erhält sein Gehalt von der Leiharbeitsfirma, arbeitet jedoch vor Ort im Lager des Entleihers.

3. Welche Rechte haben Leiharbeiter?

Leiharbeiter haben dieselben Rechte wie festangestellte Arbeitnehmer. Diese Rechte sind durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) sowie tarifliche Vereinbarungen geregelt. Dazu gehören ein gesetzlicher Mindestlohn, der seit dem 01. November 2024 bei 14,00 Euro pro Stunde liegt, sowie das Recht auf Equal Pay. Nach einer Einsatzdauer von neun Monaten im gleichen Entleihbetrieb muss der Leiharbeiter das gleiche Gehalt wie die Stammbelegschaft erhalten.

Der gesetzliche Mindestlohn für Leiharbeiter wird zum 01. März 2025 auf 14,53 Euro erhöht. Weitere Erhöhungen werden zum 01. Oktober 2025 ausgehandelt.

Die Höchstüberlassungsdauer begrenzt den Einsatz eines Leiharbeiters auf maximal 18 Monate im selben Unternehmen. Nach Ablauf dieser Frist muss der Arbeitnehmer fest eingestellt oder der Einsatz beendet werden. Zudem haben auch Leiharbeiter Anspruch auf Sozialversicherungsleistungen: die Leiharbeitsfirma führt Beiträge zur Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung ab. Der Urlaubsanspruch richtet sich nach den gesetzlichen Vorgaben oder den Regelungen des individuellen Arbeitsvertrags.

Obwohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen die Rechte von Leiharbeitern schützen, bleibt die Durchsetzung dieser Rechte oft eine Herausforderung, insbesondere bei der korrekten Bezahlung und Eingruppierung.

4. Leiharbeit und ihre Vorteile für Unternehmen

Leiharbeit bietet Unternehmen vor allem eine flexible Lösung, um Personalengpässe effizient zu bewältigen. Besonders bei saisonalen Auftragsschwankungen oder temporären Produktionsspitzen ermöglicht Leiharbeit den gezielten Einsatz von Arbeitskräften, ohne langfristige Bindungen einzugehen. Unternehmen sparen nicht nur Zeit und Kosten für aufwendige Rekrutierungsprozesse, sondern reduzieren auch das finanzielle Risiko, das mit Festanstellungen einhergeht.

Die administrative Verantwortung, wie die Abrechnung der Gehaltszahlungen und die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zur Sozialversicherung, liegen bei der Leiharbeitsfirma. Dadurch können sich Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Leiharbeit schafft somit die Möglichkeit, flexibel auf Personalbedarf zu reagieren und Engpässe schnell zu überbrücken.

5. Vor- und Nachteile der Leiharbeit für Arbeitnehmer

Vorteile für Leiharbeiter:

Leiharbeit bietet Arbeitnehmern die Möglichkeit, schnell einen Job zu finden und Berufserfahrung zu sammeln. Besonders für Arbeitslose, Berufseinsteiger oder Wiedereinsteiger ist Leiharbeit oft eine gute Option. Bei guter Leistung besteht die Chance, vom Entleihunternehmen übernommen zu werden.

Nachteile für Leiharbeiter:

Ein Nachteil ist die häufig geringere Bezahlung im Vergleich zu fest angestellten Mitarbeitern, insbesondere in den ersten neun Monaten vor dem Equal-Pay-Anspruch. Zudem fehlt es oft an langfristiger Planungssicherheit, da Einsätze befristet sind. Dadurch kann auch das Zugehörigkeitsgefühl im Team beeinträchtigt sein.

6. Leiharbeit in verschiedenen Branchen

Leiharbeit wird in vielen Branchen eingesetzt. Die Schwerpunkte liegen häufig in:

  • Industrie und Produktion: Temporäre Unterstützung bei Auftragsspitzen.
  • Logistik und Lagerwesen: Bedarf an Arbeitskräften für Transport, Lagerung und Inventur.
  • Pflege und Gesundheitswesen: Vertretungen bei Personalengpässen.
  • IT und Technik: Projektbezogene Einsätze von Spezialisten.
  • Kaufmännische Berufe: Assistenz- und Verwaltungstätigkeiten.

Die Flexibilität der Leiharbeit macht sie besonders attraktiv für Branchen mit hohen Schwankungen im Personalbedarf.



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